Der Knoten.wien wurde ohne Vorwarnung zwangsgeräumt! Doch jetzt sind wir zurück, stärker und mehr!

Am 13.12.2024 wurden wir, euer queer-feministischer Space, ohne Vorwarnung zwangsgeräumt: Wir hatten plötzlich keinen Zugang mehr zu unseren Räumlichkeiten, das Schloss wurde ausgetauscht, ein großer Teil unseres gemeinsamen Hab und Guts wurde entwendet. Ein sicherer Raum wurde genommen, ein queer-feministisches Nest einfach weggefegt. Der Schock saß tief, aber Ohnmacht war keine Option. Wir waren in den darauf folgenden Wochen auf eure Unterstützung angewiesen.

Wie kam es dazu?

Der Knoten.wien war Untermieterin bei einer Atelier Vermietungsfirma, an die wir immer pünktlich unsere ohnehin viel zu teure Miete gezahlt haben. Diese Atelier Vermietungsfirma hat jedoch seit Oktober 2023 keine Miete mehr an die Hausverwaltung überwiesen. Daraufhin wurde eine Zwangsräumung eingeleitet. Weder die Hausverwaltung noch das Gericht sind verpflichtet, Untermieter*innen über eine bevorstehende Räumung zu informieren. Das Ergebnis: Wir standen plötzlich vor verschlossenen Türen.

Untermietverträge sind ein Symptom des prekären Wohnungsmarkts und setzen Mieter*innen massiven Risiken aus. Was uns passiert ist, erleben täglich viele andere in ihren Wohnräumen – das wurde uns schon bei den Kämpfen um die Wohnungen am Gaudenzdorfer Gürtel bewusst, bei denen wir uns solidarisch gezeigt haben. Eine besonders bittere Bestätigung bekamen wir von der Delogierungsfirma selbst: Auf unsere Nachfrage, ob so etwas öfter vorkommt, meinte ein Mitarbeiter lachend, dass sie täglich mehrere solcher Fälle hätten.

Wie ging es weiter?

Wir hatten bei Gericht unsere Lage eingereicht, um zu verhindern, dass unser kollektives Eigentum verkauft wird, um die Mietschulden anderer zu begleichen. Parallel waren wir im Gespräch, um ab voraussichtlich Januar 2025 als Hauptmieter*innen in unsere Räume zurückzukehren. Währenddessen standen wir vor enormen Herausforderungen und Fragen: Unsere Gegenstände müssten wir kostenpflichtig für mindestens 430€ auslösen (und zusätzlich 140€ pro weiteren Monat Einlagerung) und zurücktransportieren. Schäden müssen von uns repariert werden, und der verwüstete Safe Space muss neu aufgebaut werden. Ein neues Mietverhältnis heißt auch wieder eine Kaution anlegen, doch die Kaution, die bereits angelegt war werden wir wohl nie wieder sehen.

Danke für euren support!!!

In dieser unsicheren Phase habt ihr uns unendlich viel Kraft gegeben. Wir starteten eine Spendenaktion über GoFundMe, da wir plötzlich auf zusätzliche finanzielle Unterstützung angewiesen waren. Als selbstverwalteter Raum kämpfen wir ohnehin täglich mit finanziellen Engpässen. Doch die Vision eines liebevollen Ortes, den diverse linke Gruppen kostengünstig bis gratis nutzen können und wir unser Programm anbieten können, treibt uns an. Um das wieder möglich zu machen, habt ihr uns unendlich viel Support gegeben. Und binnen nur 3 Tagen wurden 3000€ gespendet. Wir waren und sind immernoch fassungslos und dankbar!

Viel Grübeln und Bürokratie

Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden wir von der Atelier Vermietungsfirma, die unsere Miete über ein Jahr nicht weitergeleitet hat, weder eine Rückerstattung der Miete noch unsere damals angelegte Kaution wieder sehen. Jegliche Kontaktaufnahme ist gescheitert, die Firma ist wie vom Erdboden verschluckt. Wir wurden beraubt und betrogen. Doch davon haben wir uns nicht unter kriegen lassen. Zwischen Dezember 2024 und Februar 2025, nach vielen Telefonaten, Brief- und Emailverkehr mit Gericht, Beratungseinrichtungen, Delogierungsfirma, Hausverwaltung, ehemaligen und derzeitigen Eigentümer*innen ist es uns gelungen viele Hindernisse zu bewältigen und schließlich in unsere Räumlichkeiten zurückzukehren. Unser Antrag auf Verfahrenshilfe wurde statt gegeben, sodass uns ein Anwalt kostenfrei unterstützt hat. Somit war es möglich unsere delogierten Gegenstände vom Verkauf zu bewahren, und sie ohne Auslöse von unserer Seite abzuholen. Mit den neuen Eigentümer*innen haben wir einen neuen Nutzungsvertrag abgeschlossen und sind seit Mitte Februar endlich wieder in den Räumlichkeiten.

In dieser Zeit waren wir weiterhin auf der Suche nach Gruppen, die den Raum mit uns gemeinsam nutzen, finanzieren und gestalten möchten. Wir haben die Bibliothek von unten kennengelernt und seit März sind wir gemeinsam wieder eingezogen. Zusammen haben wir den Raum wieder aufgeräumt, geputzt und eingerichtet.

Uns haben so viele liebe Nachrichten und Zeichen der Solidarität erreicht. Sprecht über die Problematik von Mietverhältnissen, teilt unseren Beitrag und setzt euch mit dem Thema auseinander. Bildet euch, bildet andere, bildet Banden – und seid lieb zueinander in einem System, das uns alle unter Druck setzt.

Du kennst uns noch nicht? Was ist der Knoten.wien?

Wir sind ein queer-feministisches Kollektiv aus zwölf Menschen, die konsensorientiert und solidarisch zusammen arbeiten. Unser Zuhause war und ist bis jetzt in der Heinzelmanngasse 17. Unser Ziel ist es, niedrigschwellige queer-feministische Bildungsangebote in einer liebevollen Umgebung zu schaffen. Wir bieten DIY-Werkstatttage, solidarische Flohmärkte, Filmabende und mehr an. Neben unserem eigenen Programm stellen wir den Raum kostenlos oder kostengünstig für Menschen mit wenigen finanziellen Ressourcen und für linke Gruppen zur Verfügung.

Seit März teilen wir uns den Raum mit der Bibliothek von unten.

Warum ist Raum wichtig?

Für uns ist Raum ein zentraler Ort der Selbstermächtigung. Ein Raum außerhalb offizieller Institutionen gibt uns die Freiheit, Veranstaltungen flexibel zu gestalten, und schafft eine authentische, solidarische Atmosphäre mit Fokus auf Sicherheit. Unsere Konsumfreiheit, unser Inventar (von der Holz- und Siebdruckwerkstatt bis zum Fotolabor) und die vielfältigen Materialien für kreative Tätigkeiten erlauben es uns, unterschiedlichste Projekte zu realisieren. Der Raum stellt eine wichtige Grundlage für ein Zusammenkommen abseits von Hierarchien dar. Als Teil der Linken und des feministischen Kampfes bieten wir Platz für ein solidarisches Miteinander und eine Plattform, um Ideen umsetzen zu können. Damit Räume wie der Knoten.wien in den kapitalistischen Verhältnissen existieren können, braucht es unbedingt eine kollektive Solidarität und eure Mithilfe. Solche Orte ent- und bestehen nicht von allein, sondern sind das Ergebnis von gemeinsamer Arbeit und Widerstand.

Was macht diesen Raum besonders?

Die Bemühungen einen Saferspace in unserem Raum zu kreieren, sorgt dafür, dass sich Teilnehmerinnen respektiert und wohlfühlen – essenziell, um über Themen wie Rassismus, Queerfeindlichkeit, patriarchale Gewalt und andere Unterdrückungen sprechen zu können. Selbstverwaltete feministische Räume ermöglichen basisdemokratische Entscheidungen und fördern die aktive Beteiligung aller. Sie stehen im Gegensatz zu den oft hierarchischen Strukturen offizieller Institutionen und sind unabhängig von deren Vorgaben. So können wir unseren Raum genau so gestalten, wie es sich für uns richtig anfühlt.

Die Häuser denen, die sie brauchen !

Bei Fragen meldet euch unter derknoten.wien@gmail.com oder auf Instagram unter: derknoten.wien